BVBB Bürgerverein Berlin Brandenburg e.V.

Offener Leserbrief
 
Das Sammeln von Unterschriften in Berlin zum Volksbegehren für ein Nachtflugverbot von 22-6 Uhr - von den meisten hoch geachtet und gelobt - von vielen anderen aber leider auch beschimpft und niedergemacht !

Ich bin gebürtige Berlinerin und lebe im Süden von Berlin, in Lichtenrade. Das sind meine Erfahrungen, die ich bis jetzt während des Sammelns von Unterschriften für ein Nachtflugverbot von 22 - 6 Uhr gemacht habe.
 
Viele freuen sich, dass sie unterschreiben können und haben auch ein erstaunlich gutes Hintergrundwissen über die gesundheitlichen Gefahren, die nächtlicher Fluglärm mit sich bringt. Die meisten davon sind allerdings selbst betroffen und unterschreiben deshalb, um ihren eigenen Frust gegen die Politiker, die sich zu diesem Thema bewußt taub stellen, durch eine Unterschrift zu zeigen. Aber dann gab und gibt es leider immer wieder diese Menschen, die ganz schlau den Sammler(inne)n folgende Standardantworten an den Kopf werfen.

Besonders beliebt der Satz:  Aber fliegen wolle sie alle!
Ich frage mich, was hat diese Antwort mit einem Nachtflugverbot von 22 - 6 Uhr zu tun ? Man muß nicht unbedingt nachts fliegen! Das ist alles eine Einteilungssache der Airlines.
 
oder aber ganz schlimm : Es betrifft mich nicht, ich höre nichts, es stört mich nicht! Wozu soll ich mich dann solidarisch erklären!
Dazu kann ich nur sagen, dass es sehr traurig ist, wie wenig Solidarität Menschen aus den, bis jetzt noch!, weniger oder kaum betroffenen Regionen Berlins den meistbetroffenen gegenüber zeigen! Berlin ist eben nicht München, da wurde anders gedacht! Solch ein ausgesprochen egoistisches Denken ist schon sehr beschämend.
 
noch heftiger: Tegel hat das so lange aushalten müssen, dann sollen die im Süden Berlins oder in Brandenburg den Krach jetzt ruhig auch endlich einmal ertragen!
Das finde ich schon recht schlimm, aber was kann man anderes erwarten, wenn unser "Regierender" in einem Interview so etwas ähnliches sogar auch schon ausgesprochen hat! Da muss man sich wirklich nicht mehr wundern, wenn auch das aufgegriffen wird! Man kann Tegel nicht mit dem BER vergleichen, denn Tegel wurde zu einer ganz anderen Zeit und aus einer ganz anderen Notwendigkeit gebaut, sonst wären viele Menschen nie aus Berlin heraus- bzw. hereingekommen, die den Transitweg nicht nutzen durften.
 
Es gibt auch Menschen, die da sagen : Ich liebe den Krach, ich will nachts fliegen, ihr spinnt ja alle, ihr seid ja bescheuert, habt ihr sonst nichts besseres zu tun, wie bekloppt muss man sein, sich hier zum Sammeln hinzustellen..... und unendlich mehr an Beschimpfungen.
Einige meinen aber auch, dass das Ding (BER) doch sowieso nie eröffnet wird, dann brauchen wir das auch nicht zu unterschreiben!
 
Es ist so, dass man sich beim Unterschriftensammeln wie ein armseliger Bittsteller vorkommt, der sich von vielen Menschen anpöbeln lassen muß. Menschen, die sich oftmals nicht einmal im geringsten mit der Problematik des Fluglärms/Feinstaubs und den betroffenen Menschen auseinander gesetzt haben. Menschen, die nur an sich selber denken, die nicht über den Tellerrand blicken wollen. Menschen, die vielleicht sogar in einer Straße wohnen, die nachts wegen Nachtruhe nur mit 30 kmh durchfahren werden darf, die aber anderen Mitbürgern den Fluglärm nachts über 55 db ohne Überlegung zumuten und es für in Ordnung halten.
 
Dass die meisten betroffenen Menschen rund um den Flughafen Tegel froh sind, dass er geschlossen werden soll, ist sehr gut zu verstehen. Aber nun zu sagen, dass dort bis jetzt ja auch keiner krank geworden ist, das kann ja wohl niemand behaupten, da es rund um Tegel bis jetzt gar keine langfristigen Studien zur Gesundheit gibt. Ausserdem ist gerade auf dem Gesundheitssektor erst in der letzten Zeit viel mehr darüber bekannt geworden, welche Konsequenzen Fluglärm und Feinstaub für die Gesundheit des einzelnen hat und wie gerade unsere Kinder darunter zu leiden haben, sei es mit Gesundheitsproblemen, Schlafstörungen und Lernschwierigkeiten.
 
Bei alledem möchte ich aber auch die vielen Menschen erwähnen und mich bei Ihnen ausdrücklich bedanken, die uns vielfach sehr viel Mut gemacht haben.
Es gab auch Antworten : Danke, dass sie hier stehen und sich so für uns alle einsetzen!
oder : Ich habe schon unterschrieben, aber vielen Dank für ihr Engagement!
oder auch: Wir müssen doch alle zusammenhalten, damit die Politiker uns nicht nur noch auf der Nase herumtanzen !
Ganz toll auch, dass sich viele Brandenburger zusammen mit den Berlinern auf die Straße stellen, um uns Berlinern beim Unterschriftensammeln zu helfen!
 
Und das gibt einem dann wieder Zuversicht, dass unsere Arbeit des Sammelns der Unterschriften für ein Volksbegehren gegen den Nachtflug von 22 - 6 Uhr doch von sehr vielen Menschen anerkannt und geschätzt wird. Deshalb geben wir auch nicht auf und sammeln mit Hilfe und Unterstützung unserer Brandenburger Mitstreiter bis zum letzten Tag, dem 28.9.12, eifrig weiter. Danach werden wir Berliner Sammler die Brandenburger bei Ihrer Unterschriftensammlung tatkräftig unterstützen, die dort am 3.12.12 endet!
 
Ach und eine Antwort darf ich nicht vergessen :  Wir sind doch schließlich eine Hauptstadt!
Ja, das sind wir, in der Tat, nämlich die Hauptstadt der Blamage weltweit!
Danke dafür, Herr Wowereit!
 
Christine Radke,
Berlin Lichtenrade